Natürlicher Wasserrückhalt in Landwirtschaft und Forst

Keyline - Muldensysteme - Agroforst

Das Problem: Klimawandel und Landnutzungsänderung

- wenn die Landschaft leer läuft und Wasser nicht bleibt, wo es gebraucht wird -

Landschaft, im Zentrum ein frisch bestellter Acker, auf dem deutliche Erosionsspuren zu sehen sind.

Acker mit eindeutigen Spuren von Wassererosion, in Extremfällen werden im Jahr über 27 t Boden pro ha abgetragen.

Landnutzungsänderungen beeinflussen den Wasserkreislauf tiefgreifend und verstärken extreme Wetterereignisse wie Hochwasser, Dürren und Hitzewellen. Die Fähigkeit der Landschaften, Wasser aufzunehmen und zu speichern, ist in manchen Regionen stark beeinträchtigt – dabei ist genau das in Zeiten des Klimawandels essenziell. 

Versiegelte Flächen fördern schnellen Wasserabfluss sowie hohe Niederschlags- und Verdunstungsverluste. Das steigert Hochwassergefahr und verschärft Hitzewellen sowie Dürreperioden. Das dichte Netz an Entwässerung- und Wegebegleitgräben, sowie Drainagen in der Agrarlandschaft und im Wald beschleunigen zusätzlich den Abfluss, verringern die Grundwasserneubildung und verstärken so Trockenheit und Hochwasser. Unzureichende Bodenbedeckung, intensive Bodenbearbeitung sowie Bodenverdichtung durch zunehmende Achslasten erschweren das Einsickern und Zwischenspeichern von Wasser in tiefere Schichten. Das Entfernen natürlicher "Senken" für Oberflächenabfluss wie kleiner Feuchtgebiete verschärft die Lage weiter.

  • Treffen Starkregenereignisse auf Landschaften ohne Puffersysteme, kann das Wasser nur unzureichend verteilt, gebremst oder versickert werden.  Besonders in den Mittelgebirgslagen ergibt sich Topografie bedingt ein hohes Risiko durch unkontrollierten ("wilden") Oberflächenabfluss und Wassererosion – mit Folgen wie Sturzfluten und Schlammfracht für tiefergelegene Siedlungen. Dabei ist zu beachten, dass die Schäden, die durch lokale Sturzfluten entstehen, insgesamt denen großer Hochwasserereignisse entsprechen können.

Die Lösung: Von der Schlamm- zur Schwammlandschaft

- Landschaft und Landwirtschaft wetterfest machen: Wasser bremsen, versickern, umleiten und zwischenspeichern -

Extreme Wetterereignisse wie Starkregen und Trockenperioden fordern neue Konzepte im Umgang mit unserer Kulturlandschaft. Wassersensible Landschaftsentwicklung bedeutet, mit dezentralen Maßnahmen möglichst flächendeckend und bereits oben in den Wassereinzugsgebieten anzusetzen. Ziel ist es, Wasserflüsse frühzeitig zu bremsen, versickern zu lassen, umzuleiten und zwischenzuspeichern. Das sorgt unter anderem für eine zeitliche Verzögerung des Oberflächenabfluss, sodass das Wasser nicht zeitgleich am selben Ort ankommt. Denn: Ist der Oberflächenabfluss samt Schlammfracht erst in den Siedlungen oder Fließgewässern angekommen, ist es meist zu spät.

  • In der Agrarlandschaft können sogenannte Agroforstsysteme als produktionsintegrierter Ansatz eine Schlüsselrolle beim Wasser- und Stoffrückhalt leisten. Sie verbinden effektiven Erosionsschutz und dezentralen Wasserrückhalt mit einer modernen landwirtschaftlichen Flächennutzung. Durch die zusätzliche Kombination der Gehölzstreifen mit kleinen Rückhalte- und Sickergräben im “Keyline-Design” lässt sich ihre Wirkung erheblich steigern.

    Neben schlagbezogenen Maßnahmen kann insbesondere im Bereich des Wege- und Entwässerungsnetzes gezielt die Abflusskonzentration entschärft werden – etwa durch Abschlagsmulden, Sickergräben oder bewirtschaftbare Absetzbecken zum Wasser- und Sedimentrückhalt. Gleiches gilt für den Wald: Auch hier sollte der Schwerpunkt zunächst auf der Reduktion von Abflussspitzen entlang der Wege- und Grabensysteme liegen – zum Beispiel durch Wegeabschläge und kleine Muldenspeicher. An geeigneten Stellen lassen sich im Wald auch großräumige, naturnahe Muldenverbundsysteme zum Wasserrückhalt umsetzen. 

    Neben dem Wasser- und Stoffrückhalt bewirken naturnahe Retentionsmaßnahmen häufig auch eine deutliche ökologische Aufwertung der Landschaft – vielfach mit Anrechnungspotenzial als Ökokonto-Maßnahme. Außerdem leisten sie je nach Ausgestaltung einen Beitrag zum Biotopverbund und zur Grundwasserneubildung. Auf diese Weise ergeben sich vielfältige Synergiepotenziale, die eine Umsetzung der Maßnahmen erleichtern können.

    Für eine spürbare Schutzwirkung müssen Maßnahmen zum Wasser- und Stoffrückhalt möglichst flächendeckend in der Landschaft umgesetzt und gezielt dort platziert werden, wo das Gefahren- und damit das Wirkungspotenzial am größten ist. Grundsätzlich ist zu bedenken, dass es nicht möglich ist, Extremwetterereignisse zu verhindern, aber es ist möglich, das Ausmaß der Schäden zu verringern. Vereinfachte Bodenordnungsverfahren bieten ein geeignetes Instrument zur strategischen Planung und Umsetzung von Maßnahmenkonzepten auf Landschaftsebene. 

Die Vorteile auf einen Blick

Naturnahe Maßnahmen zum Wasserrückhalt leisten einen vielseitigen Beitrag zur Klimaanpassung, Wasserrückhaltung und ökologischen Aufwertung auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen sowie auf Landschaftsebene:

  • Hochwasser- und Sturzflutprävention

  • Förderung der Grundwasserneubildung (je nach Standort)

  • Kappung von Abflussspitzen

  • Minderung von Wassererosion und stofflicher Belastungen von Fließgewässern

  • Absenkung der Bodentemperatur

  • Naturschutzfachliche Aufwertung (je nach Ausgestaltung der Maßnahme)

Dezentrale Maßnahmen zum Wasser- und Stoffrückhalt wirken bereits oben im Einzugsgebiet, bevor Schäden in Siedlungen oder Gewässern auftreten. Die kombinierte Einfluss vieler kleiner Maßnahmen erreicht einen nachhaltigen Summeneffekt. Durch gezielte Standortwahl und Planung können Gefährdungspotenziale optimal reduziert werden.

Erosionsgefährdungsanalyse eines Ackers

Erosionsgefährdungsmodelierung des selben Ackers mit Agroforststreifen und verminderter Bodenbearbeitung

Mehr über uns

Vier junge Erwachsene stehen in einem Feld mit Bäumen im Hintergrund, lächeln in die Kamera.

Wir sind überzeugt, dass der Wasserrückhalt in unserer Landschaft nur durch das gemeinsame Engagement von Kommunen, Verbänden sowie Land- und Forstwirtschaft nachhaltig verbessert werden kann. Mit lokalen Lösungen findet eine regionale Anpassung an die Folgen des Klimawandels statt und eine regenerative Form der Landnutzung wird gestärkt.

Deshalb unterstützen wir diesen Prozess aktiv und stehen land- und forstwirtschaftlichen Betrieben, Verbänden sowie Kommunen beratend und operativ zur Seite.

Unser interdisziplinäres Team verbindet Fachkompetenz aus unterschiedlichen Bereichen mit der gemeinsamen Vision einer zukunftsfähigen, resilienten Landwirtschaft und einer wassersensiblen Landschaftsentwicklung im Sinne einer “Schwammlandschaft”.

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